Kraftwerk Erstfeldertal produziert zum ersten Mal Strom

Die Vision ist endgültig Wirklichkeit geworden: Das Kraftwerk Erstfeldertal hat am 19. November 2020 zum ersten Mal Strom produziert. Damit hat das Kraftwerk auch eine der letzten grossen Hürden mit Bravour und mit mehr als einem Monat Vorsprung auf die geforderte Frist genommen. Der nachhaltige Strom aus dem neuen Kraftwerk reicht künftig für die CO2-freie-Versorgung von 7’200 Haushalten.

Im April 2019 sind am Eingang des Erstfeldertals die Baumaschinen aufgefahren und haben eines der ambitioniertesten Bauprojekte der letzten Jahre in Uri in Angriff genommen. Und jetzt, 20 Monate später, produziert das Kraftwerk Erstfeldertal bereits Strom.

Eine einmalige Leistung

In der zweiten Novemberwoche 2020 wurde die rund einen Kilometer lange Druckleitung zum ersten Mal befüllt. Am 19. November konnte Werner Jauch, Verwaltungsratspräsident der KW Erstfeldertal AG, Maschine 3, die sogenannte Wintermaschine des Kraftwerks, erstmals in Betrieb setzen. «In zweieinhalb Jahren vom ersten Bewilligungsschritt bis zur Inbetriebnahme ist bei einem Kraftwerk dieser Grössenordnung absolut einmalig» freut sich Werner Jauch über das Erreichen eines der letzten Meilensteine. «Wenn man diese zweieinhalb Jahre Revue passieren lässt, wird erst deutlich, was alle Beteiligten bei diesem Projekt geleistet haben: In 10 Monaten haben wir alle erforderlichen Bewilligungen erreicht. In 20 Monaten haben wir die Kraftwerkszentrale und die Wasserfassung gebaut und rund einen Kilometer Fels für den Rohr- sowie den Entsanderstollen ausgebrochen. Wir haben die technischen Anlagen installiert und in Betrieb genommen und das Kraftwerk ans Netz angeschlossen. Als zusätzliche Herausforderung haben während rund der Hälfte der Bauzeit aufgrund der Corona-Pandemie erschwerte Baubedingungen geherrscht.»

Ein Monat vor Ablauf der Frist in Betrieb

Die einmalige Leistung am Eingang zum Erstfeldertal war nötig, um das KW Erstfeldertal doch noch zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Während gut 100 Jahren waren verschiedenste Studien und Projekte entwickelt worden. Alle verschwanden wieder in der Schublade. Und auch das jüngste Projekt stand mehrfach auf Messers Schneide. «Bis spätestens Ende Dezember 2020 musste das KW Erstfeldertal zum ersten Mal Strom produzieren» führt Werner Jauch aus. «Sonst wären die Beiträge der nationalen Förderung an das Kraftwerk endgültig verfallen und das Projekt gescheitert. Wir haben an die Machbarkeit geglaubt und es ist uns gelungen, das Kraftwerk bereits mehr als einen Monat vor Ablauf der Frist in Betrieb zu nehmen.»

Effort zahlt sich auch langfristig aus

Der besondere Effort beim Bau des KW Erstfeldertal zahlt sich aus. «Rund 45 Firmen aus Uri waren am Bau beteiligt» erklärt Peter Dittli, Vizepräsident des Verwaltungsrats der KW Erstfeldertal AG. 75 Prozent der Investitionssumme von insgesamt 37 Millionen Franken, also rund 28 Millionen Franken, bleiben als Wertschöpfung in Uri. «Darüber hinaus generiert das Kraftwerk eine halbe Million Franken Wasserzinsen pro Jahr» erklärt Verwaltungsrat Rolf Müller. «Das ist eine wichtige Einnahmequelle für den Kanton Uri.» Und das Kraftwerk schafft noch weiteren volkswirtschaftlichen Nutzen: «Es sorgt für Steuereinnahmen für den Kanton Uri und die Gemeinde Erstfeld» ergänzt Verwaltungsratskollege Kurt Schuler. «Und schliesslich sichern Betrieb und Unterhalt auch Arbeitsplätze.»

«All diese Faktoren sind in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten besonders wertvoll» ist Werner Jauch überzeugt. «Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen, wie wichtig die lokale Produktion ist, wenn die internationalen Lieferketten sehr schnell zusammenbrechen. Das gilt auch für die Energieproduktion. Wir leisten mit dem neuen Kraftwerk einen weiteren wichtigen Beitrag an die nachhaltige, CO2-freie Energieversorgung des Kantons Uri. Das KW Erstfeldertal produziert erneuerbaren Strom für 7’200 Haushalte und reduziert den CO2-Ausstoss gegenüber einem Kohlekraftwerk um 40’000 Tonnen jährlich.»